Die Hirngespinster

Ungewöhnliche Wahrnehmungskonstrukte und der Zerfall der Wahrnehmung, dies sind die Themen der Veranstaltungsreihe  DIE HIRNGESPINSTER, die das Theaterlabel  MA¤KE im Zeitraum vom 19.11.2002 –  3.12.2002 in Münster präsentiert.

Programm

Theater:

Hirngespinste - ein Stück für Schauspieler und Popband

Der Verlust der Erinnerung ist wie der der Sprache eine Form des Sterben. Hirngespinste ist die tragische Geschichte einer schnellen Demenz, die Vera und Martin, seit einem halben Jahrhundert ein Paar, einander fremd werden läßt. Gefangen in ihren verschiedenen Wahrnehmungen, müssen beide erleben, wie immer mehr Details aus Martins Erinnerung verschwinden, Zusammenhänge sich auflösen und er sein Bewußtsein für Zeit verliert. Staunend durchlebt Martin die Bruchstücke seiner Vergangenheit und Gegenwart, steht das Kind neben dem Mann, der verliebte junge Mann neben dem Geschäftsmann in ihm. Vera versucht, hin und her gerissen, ihre Rolle zu finden: Mutter? Krankenschwester? Spielgefährtin? Ehefrau?  Soll sie ihn seinen Gang gehen lassen oder ihn beaufsichtigen? Manchmal steht Martin am Klavier und sucht die Musik, in seinem Kopf, in den Noten, in seinen Händen, in den Tasten, oder er versucht zu ergründen, was ihm denn all die lachenden Gesichter auf den Photos sagen wollen. Er erforscht die ihm verbleibenden Sätze, Wörter, die ihre Eindeutigkeit verloren haben, eigentlich nie eine Eindeutigkeit besessen haben, wie es der Philosoph Ludwig Wittgenstein tat.

Regie: Chaim Levano

in Koproduktion mit MA¤KE, Münster; dem Theater im Pumpenhaus, Münster; dem Theater zum Westlichen Stadthirschen, Berlin; dem Niederösterreichischen Donaufestival und der Stiftung De Wassen Neus, Amsterdam. Die Produktion wird gefördert durch den Fonds voor de Podumskunsten, Amsterdam; den Hauptstadtkulturfonds beim Berliner Senat und dem Kulturamt der Stadt Münster

ZÜRN! -das heißt, sei heftig, unwillig, aufwallend, ärgernd. Deine Zorn- und Racheader sei immer geschwollen.

 

 

Film:

HERSENSCHIMMEN (Hirngespinste)

Ein  Mann, der einst als niederländischer Emigrant mit seiner Frau nach Kanada kam, wird zunehmend vergesslich. Zurückgezogen, inmitten einer weißen, kalten Winterlandschaft und ohne Hoffnung auf Genesung führt er fortan den Kampf gegen seine Alzheimer-Erkrankung. Unausweichlich verliert er allmählich die Spur zu allem, was ihm vertraut war: Er verwechselt Vergangenheit und Zukunft, Nacht und Tag, Holland und Kanada, seine Mutter und seine Frau. Durch die gelungene Montage von Erinnerungsebene und Gegenwart, innerem Monolog und wirklichem Geschehen wird der Zerfall seiner Welt für die Zuschauer erfahrbar. Basierend auf dem vielfach ausgezeichneten Roman und Bestseller von J. Bernlef und mit dem bekannten niederländischen Schauspieler Joop Admiral in der Hauptrolle gelang Heddy Honigmann die Verfilmung eines als nicht verfilmbar geltenden Romans.

NL 1988 · R: Heddy Honigmann · ab 12 J. · 90' · O

 

DAS WEISSE RAUSCHEN - Die Realität ist ein Hirngespinst

"Wer das weisse Rauschen sieht, der wird sofort wahnsinnig. Außer wenn er schon wahnsinnig ist. Dann wird er normal."

Lukas (Daniel Brühl) zieht mit 21 Jahren in die Großstadt, in die WG seiner Schwester. Er hat das sichere Gefühl: Jetzt fängt das Leben an. Sofort stürzt man sich ins Nachtleben. Es gibt Partys, Drogen und eigentlich eine Menge Spaß. Doch nach einem Drogentrip beginnt Lukas plötzlich Stimmen zu hören. Die Stimmen beschimpfen ihn und er fühlt sich verfolgt. Paranoide Schizophrenie, lautet die Diagnose der Ärzte. Nun beginnt für Lukas der Kampf gegen das Chaos in seinem Kopf. Am Ende einer Reise, die ihn bis an die spanische Atlantikküste führt, scheint er etwas gefunden zu haben, das aus dem Wahnsinn herausführen könnte: DAS WEISSE RAUSCHEN.

DAS WEISSE RAUSCHEN ist das furiose Regiedebüt eines aufregenden, jungen Regisseurs:Hans Weingartner - mit einer herausragenden schauspielerischen Leistung von Newcomer Daniel Brühl. Ein  mehrfach preisgekrönter, faszinierender Psychothriller der besonderen  Art.

Vortrag:

Eine Familie lebt mit psychischer Erkrankung

von Edda Hattebier

»Ihr Sohn ist schizophren.« Ein einziger Satz, der mein Leben, unser Leben von Grund auf veränderte. Nichts war mehr so, wie ich dachte, von einem Moment auf den anderen schien die Welt nun doch aus den Fugen zu geraten, alle Bemühungen, alle Hoffnungen – vergeblich.

 

 

 


Info

Unterstützt von:

  • Kulturamt der Stadt Münster
  • Theater im Pumpenhaus
  • Volkshochschule Münster
  • Cinema / Die Linse